Mittwoch, 23. September 2015

Jägerinnen und ihre Hunde

Ich bin innerlich immer noch im Soonwald, da gibt es natürlich eine Geschichte, die ich schon angetönt habe, die aber noch ausformuliert werden möchte. Jägerinnen und ihre Hunde. Nicht nur, dass die Mädels alle so richtig jagdlich angefressen waren, jedes Mädel blühte auf, hatte ich das Gefühl. Es waren wirklich anstrengende Tage, aber die meisten Bilder sehen superentspannt und happy aus. Nein, diese Mädels führen fast alle auch noch Hunde. Und wenn ich sage "führen" dann meine ich das so. Ich habe noch nie in so kurzer Zeit so viele Menschen kennengelernt, die so viel von Hunden verstehen und so eng mit ihnen zusammen arbeiten. Unglaublich!
Obwohl Hunde fast schon ein bisschen fehl am Platz waren, weil wir vorwiegend ansitzen waren und ansonsten im Schiesskino, hatten viele Mädels einen Hund dabei. Was sich aber nach und nach herausstellte, die haben alle mindestens noch einen daheim (oder auch fünf oder sechs).

Jeder Hund war jagdlich geführt und jedes Mädel hatte einen sehr guten Grund, warum genau diese Rasse sie begleitete. Die schlaue Jägerin mit der Bracke (und daheim Wachteln), weil sie eben viel Drückjagden und Stöberarbeit mit ihren macht. Weimaraner waren auch stark vertreten, sogar eine Züchterin, die ich ausquetschte, wie eine Zitrone, weil ich gemerkt hab, wie wenig Ahnung ich bei den Jagdhunden habe. Unglaublich, jeder Hund dort hatte wenigstens eine oder mehr Prüfungen durchlaufen (ausser mein Hohlbrötchen und der 19 Wochen alte Drahthaar), ich hörte all den Geschichten von Jagden, Nachsuchen und Ausbildung mit offenem Mund zu und hätte neben meinen 50`000 Fragen, die ich schon gestellt hab, noch doppelt und dreifach so viele fragen können.
Es war wirklich unheimlich spannend. Wie viel Zeit, Arbeit, Herzblut und Wissen in dieser Ausbildung steckt, konnte ich bereits im Ansatz erahnen, aber auf gar keinen Fall die geschickten und modernen Ausbildungsmethoden. Frauen jagen nicht nur anders, Frauen bilden auch ihre Hunde anders aus, die Hunde sind Begleiter und werden nicht bloss zu jagdlichen Arbeitshilfen degradiert, wie das von den Gegnern gern gesehen wird, sie sind wichtige Bestandteile im Leben und darüber definieren sich die Mädels auch ein kleines bisschen. Es ist nicht die Art Vergleich "Zeig mir deinen Hund und ich sag dir, wer du bist.", sondern viel mehr: Guck dir meinen Hund an und du weisst, wie ich jage und wie mein Revier aussieht. Jeder Ansatz war spannend und ich kann es kaum erwarten, denn am 11. Oktober treffe ich den allersüssesten Drahthaarrüden wieder und darf dort in der Hundeschule ein Training geniessen. Völlig irre. Wer hätte das gedacht?! Vor dem Wochenende war ich nämlich wirklich an einem Punkt, wo ich dachte, dass ich Freya vielleicht in den Griff, aber jagdlich sicher nicht sehr weit bringen werde. Die viele Gespräche haben mir richtig viel Hoffnung gemacht. Die ein oder andere hatte bereits einen ähnlichen Fall und konnte mir Mut machen. Natürlich ist es wahnsinnig viel Arbeit und ich brauche Geduld und Durchhaltevermögen, aber ich hab im Soonwald echte Vorbilder kennengelernt. So will ich auch jagen können, mit Hund und Waffe.
Nicht nur, dass man morgens ganz locker beim Frühstück sitzen kann und nicht gleich einen Herzinfarkt kriegen muss, weil eine Katze vorbeiläuft und der Hund anschlägt, nein, es ist so lustig zu hören, dass diese supersauber ausgebildeten Hunde manchmal auch ein Eigenleben entwickeln und zum Beispiel mit dem Napf im Maul vor Frauen stehen, das dann eben so perfekt dressiert ist, dass auch sofort Futter in die Schüssel wandert. Dort liegt eben der Unterschied zu den Herren, Frauen sind einfach mit Herz und Herzblut dabei. Viele Hunde schlafen auf oder wenigstens nahe neben dem Bett, ich glaube, es gab niemanden, der seinen Hund ausschliesslich im Zwinger gehalten hat.

Jagd ohne Hund ist Schund, selbst wenn man "nur" ansitzen geht, ein Hund gehört zur Grundausstattung dazu. Ohne Freya und ohne diese wunderbare Bracke hätte ich meine zwei Kitze niemals gefunden. Die Flucht war bei beiden so gering, aber sie liefen in die denkbar blödeste Ecke, wo der Schilf hüfthoch stand und man keine Chance hatte den Kitzen einfach so zu folgen. Die Anschüsse habe ich jeweils schnell gefunden gehabt, aber von den Tieren keine Spur.
Freya konnte ein Kitz ohne Mühe finden, war dann, weil es ihr erstes Stück mit mir war, aber so fixiert auf diesen Punkt, dass sie das zweite nicht finden konnte - und ich es ihr auch zugegeben nicht zugetraut habe. Aber die schlaue Jägerin mit der Bracke rettete mich, obwohl (ich atmete ein wenig auf) auch Anca Mühe hatte das zweite Kitz auf Anhieb zu finden. Eigentlich ist es nicht erstaunlich, denn Kitze riechen sehr ähnlich und auch nicht sehr stark.

Sonntag, 20. September 2015

Wahre Werte

Was macht die Jagd eigentlich aus? Wozu steht man nach wenigen Stunden Schlaf aus, rennt einen Tag schweisstreibend durch die Gegend und bildet seine Hunde in Fächern aus, die anstrengend und zeitraubend sind? Jagd ist nicht Spass im eigentlichen Sinn und daher vielen Nichtjägern nur schwer begreiflich zu machen, oft wird der Nahrungserwerb als Grund genommen, warum man jagen geht. Es gibt viele weitere, aber darauf möchte ich gar nicht zu stark eingehen. Um eine solche freiwillige Arbeit aufzunehmen, denn Jagd als Hobby zu diffamieren ist nicht korrekt, es ist eine ehrenamtliche Arbeit, für die man sehr viel Geld bezahlt, muss man schon sehr passioniert sein.
Je länger ich nun den Jagdschein habe, umso mehr probiere ich aus. Anfangs war ich nur in unserem Revier jagen, ich liebe das Revier, in dem ich einen Begehungsschein habe. Es ist weder besonders gross, noch hat es einen besonderen Wildbesatz, aber es ist einfach schön. Mit seinem Wasserfall, den vielen Vögeln, wunderbar. Aber nicht nur unser Revier, auch unser Team ist grandios, meistens, ab und an gibts halt mal eine Auseinandersetzung - gehört dazu. 
Nun mache ich meine ersten Schritte vor die heimatliche Tür und merke, es gibt so viel zu entdecken. Ich gehe gern auch einmal woanders jagen, die Frauenjagd war im Soonwald, ein weitläufiges Rotwildrevier, das nach deutscher Tradition mehrheitlich in Ansitzjagd bejagt wird. 
Nun hatte ich dieses Wochenende das grosse Glück in der Schweiz ein Revier besuchen zu dürfen. Das Jagdsystem ist ganz anders, sogar das Ausbildungssystem, vermutlich viel traditioneller, als in Deutschland. Als Jungjäger wird man von einem Lehrrevier ausgebildet, das dauert mindestens 2 Jahre, danach gibt es auch eine Prüfung. Auch das System in ein Revier aufgenommen zu werden ist anders, sehr viel politischer und mit einigen Ränkespielen verbunden. 

Was an beiden Wochenenden aber ganz genau gleich war: Jäger sind unglaubliche Menschen. Letztes Wochenende fuhr mich eine Jägerin einfach so quer durch die halbe Republik zu einem Krankenhaus, weil ich mir etwas blöd die Hornhaut gerissen habe. Wir kannten uns nur wenige Stunden, aber für sie war es glasklar und ich war über die Massen dankbar und bin es immer noch. 
Ich konnte im Soonwald zwei Bockkitze erlegen, das eine konnte ich mit Freya leicht finden, beim zweiten bekundete sie sehr grosse Mühe, der herbeigeeilten, schlauen Jägerin mit ihrer alpenländischen Dachsbracke musste ich nicht viel erklären, sie fand das Rehkitz. Es war sauber geschossen, lief aber noch wenige Meter in ein hohes Schilffeld, wo es unauffindbar war für mich. 
Dieses Wochenende durfe ich, wie gesagt, in der Schweiz jagen. Ein Traum, Entenjagd und ich durte auch noch Freya mitbringen, wobei ich von Anfang an betonte, dass sie noch kein ausgebildeter Hund wäre. Aber nicht nur, dass ich mit meinem Hund Enten jagen durfte, nein, ich wurde in eine wunderbar quirlige Familie aufgenommen, wo ich mich von Anfang so fühlte, als würde ich dazugehören. Es war so unglaublich herzlich, lustig, spannend, .... und noch so viel mehr. Einfach toll, ich konnte bei beiden Jagden meinen Erfahrungshorizont unglaublich erweitern. Vor beiden Jagden habe ich deutlich betont, dass ich Jungjägerin bin, im heimatlichen Revier wissen alle, dass ich die unerfahrenste Jägerin bin und trotzdem bekomme ich die Chance einfach mitzumachen. Ein Dorn im Auge einiger alter Jäger, aber unter den jüngeren Jägern mittlerweile gang und gäbe. Ich wurde zweimal unglaublich freundlich willkommen geheissen, trotz meines etwas Hundchens, der nicht ganz einfach ist und noch viel Ausbildung braucht. Es sind diese Menschen, mit denen ich "meine" Jagdwerte teile, es war gar keine Frage, dass wir das Kitz so lang suchen, bis wir es gefunden haben, wir konnten eine Ente nicht auf Anhieb finden, anstatt an einen anderen Ort zu fahren, wie es manch anderer gemacht hätte, haben wir alles daran gegeben diese Ente zu finden. 
Ich selbst würde mich als traditionelle Jägerin sehen, aber ich schätze die modernen Aspekte, die nun in die Jägerschaft hineingetragen werden. Es ist nicht mehr so steif, es wird mit Herz gejagt, Abschuss gehört zur Jagd dazu, sonst gibt es eben nichts zu essen, aber man lässt lieber den Finger gerade, wenn man nicht sicher ist. Die vermeintliche Geltgeiss, die wir auf der Pirsch sehen konnten, führte schlussendlich drei Kitze, die aber erst sichtbar wurden, nachdem die Geiss fortlief.

Jäger werden gern als schmerbäuchige, betrunkene Menschen dargestellt. Die meisten sind nicht mehr dick, aber Jäger sind Genussmenschen, es ist ein Genuss ein selbstgeschossenes Tier zu essen, weil man weiss, wie und wo es gelebt hat und wie es zu Tode gekommen ist. Meistens kann man sich auch die Frage nach dem warum beantworten.

So zeigen sich mir die wahren Werte der Jagd, ich habe die Menschen, denen ich während der letzten zwei Wochenenden begegnen durfte, nur via Facebook kennengelernt und bin einfach so in die Fremde gefahren und habe dort tolle Menschen kennengelernt, Erfahrungen machen dürfen, die ich nicht missen möchte. Würden wir untereinander alle so miteinander umgehen, dann hätten wir ein unglaubliches Potential.

Montag, 14. September 2015

Packliste für eine Jägerinnen Jagd

Wie der erste Beitrag bereits vermuten lässt, ich war gelinde gesagt, unvorbereitet auf das, was mich erwartete. Nicht nur ich, auch mein Köfferchen. Zum Glück gibt es auch hier unter den Frauen diese Engel, die dir in jeder Lebenslage aushelfen können und ihren Erfahrungsschatz auch gern teilen. 

Auf jeden Fall sollte man, wenn man in ein fremdes Revier fährt für jede Witterung Klamotten dabei haben. Verlasse dich niemals auf den Wetterbericht, sondern pack grosszügig ein. Grosser Fehler meinerseits. Nach diesem ersten Abend fuhren wir ja sofort zum Ansitz - die Mädels waren so drisselig wie bei der Ankunft der Chippendales. Unglaublich! Schnöder Ansitz? Nix da. Jede Jagd ist Passion. Deshalb sollte man auch möglichst diese Klamotten sofort griffbereit haben und sich auf gar keinen Fall schämen eine dicke Hose anzuziehen. Überhaupt ist zwar funktionelle Kleidung wirklich ein absolutes Muss, aber Dinge wie Rasierer und Schminke kann man getrost zu Hause lassen. Die paar wenigen Stunden Schlaf verbringt man nicht im Bad, obwohl ich einigen der Mädels durchaus zutrauen, dass sie sich ohne Spiegel perfekt schminken können, damit sie nach dem Morgenansitz direkt zum Job fahren können. Die sind so! Ich hätte das nie für möglich gehalten. Vielleicht muss ich sagen: Ich bin auch so. Ich werde so. 
Dinge wie: ein nicht jagdtaugliches Hemd, Jeans, Turnschuhe, schöne Schuhe, eigentlich alles, was der nicht-jagdliche Kleiderschrank (ich habe zwei, einen jagdlichen und einen unjagdlichen Kleiderschrank) hergibt, das kann getrost daheim bleiben. Meine beiden schönen Hemden hab ich nicht gebraucht, viel zu unpraktisch. Dafür sind ausreichend Jagdhosen wirklich ein grosser Vorteil, dicke Socken, bequeme Schuhe und Kleidung, die sich für Schichten eignet. 
Jägerinnen sind aber nicht nur praktisch, sondern sie sind auch Frauen. Aber sie definieren sich anders, ein modischer Schal mit Hirschi drauf, tolle Jagdhosen, die sowohl schön, wie auch praktisch sind, ein Statementshirt ("Ich schlag dich aus der Decke!" - Was angesichts eines Morgenansitzes mit Aufstehen um 04:50 ernst zu nehmen ist!), hübscher Jagdschmuck, ein tolles Pfeifenband, ein spezieller Waffengurt (pink, Loden oder Rucksack) an der Waffe, ein besonderer Rucksack, irgendetwas individuelles hatte jede Jägerin an oder um sich.
 
Um es vorneweg zu nehmen, ich war völlig schief ausgerüstet und habe fröhlich "Schüttel den Speck" auf dem Ansitz gespielt, sehr unlustig, das vergällt einem die Jagd. Zu meinem grossen Glück war die Betreiberin eines Onlineshops für Damenjagdbekleidung auch dabei (www.waidfrau.de ... mehr als empfehlenswert, denn die Beratung ist perfekt!), als Jägerin weiss sie einfach, was frau braucht und hatte das auch in ihrem Auto - auf unsere Anfrage- dabei. Von da an brauchte ich nicht mehr frieren. Wie genial! 
Diese Sache mit den Schuhen, die ist auch sehr lustig. Jägerinnen besitzen alle, ohne Ausnahme, die perfekten Wanderschuhe. Sie brauchen sie einfach, das beste daran ist, sie sehen darin einfach alle gut aus. Wenn andere Frauen beim Kaffee über Manolo reden, dann reden Jägerinnen vor dem Schiesskino über die perfekten Gummistiefel oder den Besohlungsservice von LOWA, der die geliebten, aber leider durchgelaufenen Schuhe retten kann- ähnlich wie der Puppendoktor früher. 
Komplettiert wird das Outfit durch das Auto, nicht bei allen, aber meine quirlige Zimmernachbarin mit ihrem Jimny war einfach DAS Paradebeispiel. Ich könnte in meinem Autochen nicht einmal ein Kitz bergen, die anderen Mädels packen den Hirsch locker in dein Kofferaum. Aber das Auto ist wie das Outfit, unaufgeregt, praktisch, aber trotzdem individuell und schön. 

Das ausreichend Munition und die Waffe dazugehören versteht sich von selbst, ebenso Fernglas, etc. Und auf jeden Fall eine gute Taschenlampe,  nicht, um die Toilette, sondern um das Reh nachts zu finden. U

Und wie gehts weiter? Jägerinnen und ihre Jagd. :) 



Sonntag, 13. September 2015

Heaven is a place on earth

Wir leben in schweren Zeiten. Flüchtlingsdrama, Krieg, Verunsicherung, ...Trotzdem sollte man die wunderbaren, magischen Momente dieser Zeit geniessen. Dieses Wochenende hatte ich 72 viel zu kurze Stunden einen dieser Momente. Ich war via Facebook, diesem speziellen Medium, zu einer Frauenjagd eingeladen worden. Anfangs war ich doch recht skeptisch, viele Mädels älter als ich (ok, das macht nichts, aber man weiss ja nie...), es machte den Anschein, als würden sich alle bereits kennen, alleine wollte ich nicht so recht hin. Kaffeeklatsch, Mädels und jagen?! Geht das? Ausserdem bin ich gerade so angefressen auf Wildschweine, soll ich da wirklich hin? Wo viele Frauen aufeinander treffen ist gern auch viel Zickenkrieg. Ach, hin- und hergerissen.... 
Schaden würde es aber sicher nicht, also warum nicht?

Am Freitagmorgen packte ich also hektisch meine Siebensachen, meine Woche war anstrengend gewesen und ich hatte das völlig verschlafen. Schnell zu meinem Partner in die Wohnung, Waffe holen, Lotti liess bei ihm, Freya, dieses anhängliche Wesen, durfte mit. Und dann los. 450 Kilometer Auto fahren, zwischendrin fragte ich mich schon, ob ich nicht gehörig einen an der Waffel hätte. Für zwei Tage so viele Kilometer reissen, aber naja. Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen. 
Ich fand mich so ländlich wieder, dass mein Navi mich drei Dörfer vor dem eigentlichen Gasthaus verliess und ich mich durchfragen musste. Endlich dort war ich auch erstmal alleine, keine andere Menschenseele um mich herum, ausser der Herbergsleiterin, die mit Blick auf meinen zotteligen Begleiter Hunde im Bett sofort untersagte. Och ne, die pennen bei mir doch immer im Bett. 
Kurze Zeit nach mir trudelte ein grüner Jimny ein, auf dem Dach ein Schlafaufbau, darin grauhaarige Dame, das passte irgendwie noch nicht in mein Weltbild und auch die schwierige Handtasche, die zu Frauen mit grauen Haaren gehört, hatte sie nicht dabei. Die Begrüssung, obwohl wir uns nicht kannten, war sehr herzlich. Wow! So will ich auch sein, wenn ich älter werde. Die Erwähnung von fünf Hunden ("Weisst du, einer ist halt nur Hund, der Rest ist aber jagdich geführt.") brachte mich erst recht zum Staunen, es waren nämlich nicht irgendwelche Hunde, sondern Weimaraner und ein Rauhbart.  Wie bitte?! Mein Kiefer fand sich das erste Mal auf dem Boden wieder, so quirlig und so nett hatte ich schon lang keine Dame mehr erlebt. 

Planlos, wie ich gern bin, heftete ich mich an ihren Jimny und wir fuhren zur Jagdhütte, eine nette Untertreibung für ein vollausgestattetes Haus in einem weiten Waldgebiet. Dort trafen wir auf die weiteren Mädels - wow, allesamt und jede eine einzigartige, passionierte Frau, gestandene und noch nicht so gestandene Jägerinnen und ich dazwischen. Die Begrüssung war herzlich, bei allen. Zickenkrieg? Böse Blicke? Meiden? Nö. Nicht einmal. Wow. klar kannten sich viele untereinander, aber das war eigentlich nicht weiter tragisch, der Rest wurde integriert. Fertig. Mir schwirrte der Kopf vor lauter Namen, wenn ich allerdings Stösschen und einen ruhigen Abend erwartet hätte- völlig fehl am Platz. Diese Mädels sind passioniert- und wie. Es gab hervorragendes Rehgyros, viel, viel Gelächter und spannende Gespräche, bis unser Jagdleiter sich erhob und verkündete, auf was wir jagen würden. Heute Abend, quasi sofort, mein Kiefer fand sich abermals auf dem Boden der Tatsachen wieder. ROTWILD???? Hatte ich das recht verstanden? Ich vergewisserte mich nochmals. Ja. Das, was mein Traum vom Jagen war. Genau dieses Rotwild, das ich seit Kindertagen staunend in jedem Tierpark betrachte und mich kaum losreissen kann. 

Alle brannten darauf loszufahren, wir wurden auf die Ansteller verteilt, ich war noch viel zu tüddelig und zu unorganisiert, um alles direkt griffbereit zu haben, also musste ich mich gehörig beeilen, um hinterher zu kommen. Mein Jagdteam bestand aus unserem genialen Ansteller, einer ganz frisch gebackenen Jägerin und einem Mädel mit dicker Hose (wie ich sie in dem Augeblick noch etwas mitleidig anschaute und circa dreissig Minuten später für ihre weise Voraussicht bewunderte) mit einer Dachsbracke, die mich an Lotti erinnerte, klein, wurstig, eigen und einfach zum Liebhaben - später an diesem Wochenende waren es genau diese Dachsbracke und diese schlaue Jägerin, die mir riesig helfen würden. Die ich, obwohl ich sie kaum 72 Stunden kannte, fest ins Herz schliessen würde, wie viele der anderen Mädels auch. 

Dazu und den anderen Abenteuern, die ich erleben durfte bald mehr.