Samstag, 28. März 2015

Jungjägerfragen

So, da sitze ich nun wieder einmal. Mich hat heute morgen der heiilige Hubertus oder vielleicht auch einfach nur mein schnarchender Freund geweckt und beim Teutates, schlafen ging einfach nicht mehr. Was also tun? Durch die dunkle Wohnung geistern? Sich an der vergebenen Chance "auszuschlafen" ärgern? "Ausschlafen" deshalb, weil man als Jäger in Ausbildung gewisse Abstriche von der gewohnten "Ich brauche meine 8 Stunden Schlaf"-Regel machen muss. 
Samstags wird gern bereits um 8 Uhr morgens mit dem Schiessen begonnen (gäääähn und dann soll frau auch noch treffen, wenn man Freitags bis 11 Uhr nachts gearbeitet hat), heute ist Sonntag, es geht um halb neun (Gott seis gelobt und gepfiffen....schliesslich klaut uns die Sommerzeit noch eine Stunde) los mit der Hygieneschulung. 
Unterricht ist Montags und Mittwochs immer von 7-10, da ist man auch nicht vor 11 im Bett. Ich kann mich hier ja outen, ich bin ein Langschläfer, bis jetzt habe ich selten auf meine 8 Stunden Schlaf verzichtet, aber irgendwie dämmert mir bereits, dass damit bereits jetzt Schluss ist. 

Wie dem auch sei. Es ist Sonntag früh, 6.02 (sechs Uhr null zwei, geneigter Leser, da lagst du noch im tiefen Schlummer, oder du bist Jäger). Ich sitze bereits auf dem Ansitz und schaue etwas müde auf die Waldkante vor mir, natürlich sitze ich auf meinem Lieblingssitz, Lotti hat sich längst wieder eingerollt und schläft selig neben mir. Vielleicht erwähnte ich es bereits, aber ich habe das unglaubliche Glück in einem Revier "mitjagen" (welche hochtrabendes Wort) zu dürfen, wo Jungjäger geschätzt werden. Das  ist ja lange nicht immer so und ich bin von Herzen dankbar für diese Chance. 
Jagen an sich lernt man aber leider nicht im Unterricht, natürlich erzählen unsere Ausbilder uns unglaublich viel aus der Praxis, aber das ist eben trotzdem bloss Theorie. Wenn ich dann tatsächlich rausgehe kommen mir 1001 Frage in den Sinn, die sich nicht darum drehen zu wissen, wieviele Eier das grünfüssige Teichhuhn in sein Nest legt und wie lange es darauf sitzt und ob es bereits am ersten Tag anfängt zu brüten, oder erst, wenn alle Eier da sind. (Ja, sowas lernt man eben auch....und ich werde eben gennantes Tier wohl eher nicht schiessen und essen können. Aber das ist halt Naturschutz.) 

Heute morgen fragte ich mich: 
-Wo parke ich mein Auto am besten, wenn ich auf meinen Sitz krabbeln möchte?
-Wo ziehe ich mich um, denn ich ziehe es vor meine Ansitzhose (auf die ich nie wieder verzichten möchte) nicht während des Autofahrens zu tragen, laufen geht gut, aber kuppeln, naja?
-Wie wähle ich, natürlich unter Berücksichtigung des Windes, den besten Pirschweg zur Kanzel? Ich laufe über eine breite Matte, halte mich natürlich nicht am Wald, sondern laufe langsam an den eingezäunten Stück vorbei und laufe dann einfach geradewegs auf die Kanzel zu. 
-Wo parke ich mein Auto? Das Revier ist stadtnah und gut besucht, Autos, Menschen und Hunden kennen die Tiere also zur Genüge, aber wenn ich es etwa 500m weit von der Kanzel im Graben stehen lassen, reicht das? Oder vernehmen mich die Tiere zu schnell? Oder vernehmen sie mich eh und dann ists auch grade egal? Nee, das kann ja nicht die Antwort sein.
-Ich lasse meine Lieselotte immer vorher auf dem Parkplatz pieseln und auch das grosse Geschäft erledigen, aber sie pieselt natürlich trotzdem noch auf die Matte.... Macht das vertraut? Ist das schlecht? Vergrämt das das Wild oder ist es einfach wurst, weil sowieso jeder Fiffi auf die Matte pieselt?
-Hab ich überhaupt den richtigen Sitz ausgewählt, das Basler Partyvolk ist nämlich immer noch -Party hard- offenbar im Z7 zugange und könnte hier oben locker mitfeiern, der Wind steht mir definitiv im Gesicht und ich trone über dem Partyvolk und warte auf den Sonnenaufgang. Es ist nicht furchtbar laut, aber doch laut genug.... Und ich habe schon ein paar Rehe schrecken hören. Lag das an mir? Lag das an der Party? Keine Ahnung....
-Welcher Vogel kreischt denn da? Muss ich das wissen, könnte der mir Rehe/Schweine/Bigfoot anzeigen? Um mich herum breitet sich gerade ein unglaubliches Konzert aus, absoluter Wahnsinn, viel besser als das duff duff aus dem Z7 und ich bin auf jeden Fall nicht so zugedröhnt, wie das Partyvolk....
-Sollte ich Lotte das leise Schnarchen abgewöhnen?

Fragen über Fragen, die die Jagdschule aus Zeitmangel leider offen lässt. Dafür weiss ich aber ganz genau, wann der Rothirsch die Zähne wechselt. Ist ja schliesslich auch wichtig. 


Mittwoch, 4. März 2015

Aus der Mitte der Gesellschaft

Mein Besuch heute auf der grossen Demonstration in Stuttgart hat mich nachdenklich und euphorisch zugleich gestimmt. Die Jäger stehen in der Mitte der Gesellschaft, so hört man es einstimmig aus unseren Reihen. Dargestellt werden wir leider anders. Katzenmörder und Deppen, die gegen ein Gesetz demonstrieren, das eigentlich schon verabschiedet ist. So sieht es also aus, wir werden als Idioten wahrgenommen.

Wir haben gegen die DVO, Durchführungsverordnung (was für ein Unwort), demonstriert, die nämlich nach Gutdünken einiger weltfremder Vereine mit Hilfe der Grünen -ohne fundierte Grundlage- nach Herzenslust verändert wird. Diese bestimmt, wie wir Jäger unseren Job zu machen haben, sie setzt Grenzen, bestimmt jagdbare Wildarten, was eben zu einem Jägerleben so dazu gehört.  Leider ist die derzeitige DVO derzeit weltfremd... Aber gut, das ist auch eigentlich nur peripher das Thema.

Jäger sind ein Abbild der Gesellschaft, dass hat sich heute gezeigt, wir sind ein völlig durchmischter Haufen. Männer, Frauen, jung und alt, Hunde und Dackel (die einfach nicht zu den gemeinen Caniden gezählt werden dürfen), alles war dabei.  Was aber am allererstaunlichsten ist: Es waren einige "Alte" auf den Läufen, dabei sind die "Alten" doch immer faul und meckern nur. Gemeckert haben sie heute auch, aber zusammen mit den Jungen. Jagen hält also fit im Kopf und auf den Füssen, ins Altersheim müssen die Damen und Herren noch lang nicht. Die Dame (sie war wirklich eine Lady) mit dem Saubart am Hut hat mir total imponiert, die hat das Tier sicher selbst erlegt und wahrscheinlich auch noch zubereitet. Wow! 

Leider haben alle diese Menschen über kurze oder längere Zeit einen Fehler gemacht. Sie haben ein Ehrenamt, denn nichts anderes ist die Jagd, ausgeübt und haben nicht darüber gesprochen. Wir haben es versäumt der Gesellschaft unsere Funktion deutlich zu machen, sie ins Boot zu holen.
Wir haben es geschafft heute ein deutliches Zeichen zu setzen, 3500 Jäger gegen 30 Jagdgegner, es war eindrucksvoll. Aber: es war ein Tropfen auf den heissen Stein. Nun muss es weitergehen, wir haben zwar den Politikern gezeigt, dass wir da sind und für unsere Sache einstehen, aber wir müssen die breite Bevölkerung ins Boot holen. Natürlich bieten sich Regiomessen dafür an, aber auch dort muss Personal aufgeboten werden, Organisation betrieben, Gelder rekrutiert werden. Dabei gäbe es so viele einfachere Wege die Leute ins Boot zu holen: Geht doch in Eurem Revier spazieren! Sprecht die Menschen an, zeigt ihnen einen seltenen Vogel, lasst sie durch Euer Fernglas schauen und eine Meise, einen Distelfink oder gar ein Reh entdecken. Stellt euch doch am Sonntag Morgen für eine Stunde in den Wald und sucht den Kontakt. Ja, das bedeutet Arbeit, das bedeutet vielleicht auch unangenehme Fragen. Auch die Idee des DJV mit dem #jaeben Projekt eine Person mit zur Jagd zu nehmen, die damit eigentlich nichts zu tun hat, finde ich persönlich toll. Jäger sind für viele Menschen abstrakte Hinterwäldler mit Knifte, Dackel und Fettbauch. Wer einen Jäger persönlich kennt, der denkt schnell anders über die Jagd. 

Ja, es wurde lang gewartet, da beisst die Maus keinen Faden ab, Jäger sind zu höfliche Menschen.  Sie investieren ihre Zeit lieber ins heimische Revier, puzzlen an den Kirrungen, spielen mit dem Hund, suchen neue Wechsel, probieren neue Maismischungen, säubern Hochsitze, schauen selbstvergessen irgendwelchen Tieren zu, die sie schiessen oder auch nicht. Sie sind davon ausgegangen, dass sich der Tsunami, der sich vor ihnen aufgebaut hat, schon wieder legen wird. Die Welle durch den DJV abgefangen wird und nicht das heimische Schalenwild wegspült, weil es nach dem Wunsch der Grünen leider demnächst verhungern muss. 
Sogar die Demonstration heute war höflich, statt dieser ekligen Trillerpfeifen rücken Jäger mit Jagdhörner an und untermalen ihre Forderungen mit echter Musik. 

Lasst uns diesen höflichen Eindruck weitertragen als nur diese paar wenigen Stunden, tut Gutes und sprecht darüber, zeigt den Menschen, was ihr macht und warum ihr es tut.