Sonntag, 27. März 2016

Werbung

Und hier ist... die Werbung :)

Es mögen sich ja einige Zeitgenossen der Jagd darüber aufregen, dass es junge Mädels wie mich und einige andere gibt, die für ihr Leben gern ihre Jagderlebnisse teilen. Dem ein oder anderen mag aufgegangen sein, dass ich das nicht mehr so intensiv mache, wie früher, aber die ein oder andere Begebenheit möchte ich hier doch erzählen. Es ist ja nicht nur so, dass ich den ganzen Tag im www unterwegs bin, nein. Ich bin nebenbei auch Lehrerin an einer Dorfschule und versuche die Jagd immer wieder in meinen Arbeitsalltag einzubinden, ich bin offen und transparent mit meinen Schülern, was dazu führt, dass ich Montags als allererstes von 19 Kindern bestürmt werde: "Frau Junker, was haben Sie am Wochenende erlebt?" Ich erzähle dann ein paar Minuten darüber, was ich so gemacht habe, warum und wie und so weiter. Da wir unsere Klassenfahrten im Winter machen, mussten unsere Kinder darüber abstimmen, was sie im Sommer in der Projektwoche machen wollen. 53% aller Kinder wünschten sich darin, dass sie einmal mit Frau Junker zur Jagd gehen dürfen. Ok. Ich war da doch einigermassen überwältigt und gerührt. Also plane ich generalstabsmässig eine Projektwoche für meine Kiddies.
Da ich ebenfalls mit meinen Teenies das Fach Holzwerken betreibe, haben sich meine Kinder gewünscht, dass wir etwas praktisches für unser Revier bauen können. Ich fand das süss, denn eigentlich bauen wir dort immer so Dinge, die die Mamas dann irgendwann wegwerfen. Da ich Vogelhäuschen zwar süss, aber irgendwie doch oldschool fand, musste etwas anderes her. Wildbienenhäuschen, zugeben, meines ist sehr windschief geworden, meine Kinder lachen immer, denn die können mit den Maschinen weit besser umgehen, als ich. Aber es sind immer zwei absolute Highlightstunden, wenn wir an der Kreissäge (ja, sowas dürfen meine Kinder benutzen, es sind Teenager, keine Idioten, und wenn man sie richtig einweist, dann passiert da genau so viel, wie bei mir) stehen, Bandschleifer und Hobel benutzen. Meine Schüler lieben das. Über alles. Ich auch. Ich habe Bilder gemacht, wo ich die Häuschen aufhängen werde, einige Schüler werden mir helfen kommen. So macht das Spass. Ich bin also nicht nur eine junge Bloggerin, die grosse Klappe hat. Nein. Ich habe es geschafft eine halbe Schule so gierig darauf zu machen, dass sie wissen wollen, wie Jagd funktioniert.
Den Vogel habe ich allerdings vor den Osterferien abgeschossen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Es gab bei uns im Revier zwei Wildunfälle, ein Reh und ein Fuchs, die ich mit meinem jungen Lenzen abfangen musste. Das Reh war nicht einmal mehr für Hundefutter zu brauchen. Aber einfach verwerfen wollte ich es auch nicht. Da ich gerade Muskel, Skelett und Gelenke mit meinen Kids durchnehme, wuchs ein riskanter Plan in meinem Kopf. Warum nicht ein echtes Tier mit in die Schule nehmen? Klar, der ganze Plan war mehr als gewagt. Das hätte so nach hinten losgehen können, aber alle meine Kinder sind immer wahnwitzig gespannt, am liebsten würden sie die Stücke, die ich erlegt habe, sehen. Warum also nicht? Was sollte schiefgehen, wenn ich ein zweites Zimmer hätte, wo die, die es nicht sehen wollen, hinkönnen? Gesagt, getan. Schulleitung informiert, meine Kollegin informiert, die sofort begeistert war: "Dürfen meine Kinder auch zuschauen?"  Klar doch. Immer.
Meine Schüler konnten den Freitag kaum erwarten, denn natürlich habe ich ihnen vorher erzählt, was passiert ist. ("Boah, Frau Junker, war das nicht schlimm, als sie das Tier da so haben liegen sehen?" "Doch, das war das allerschlimmste, und ich habe auch geweint." Merke, sei immer ehrlich zu Teenagern, die merken, wenn man sie anlügt.) Am Freitag stand ich wie im Anatomiepraktikum in der Uni vor meinen Schülern, in Schürze, alle Kinder ausgestattet mit Schürzen, Mikroskopen, Handschuhen und Mundschutz (kein Risiko...), das Haupt des Rehs hatte ich abgedeckt, aufgebrochen war es auch. Ich habe es vor meinen Kids aus der Decke geschlagen, jedes Körperteil gezeigt und ihnen erklärt, welche Teile welches Stück Fleisch ergeben. Wir konnten eine Hirschlausfliege genauer beobachten... Nur ein Mädchen verliess für 5 Minuten den Raum. Nach 45 Minuten hatte ich den Kids versprochen, dass sie wählen dürften, ob sie weiter machen wollten, oder ob wir ein Abschlussspiel spielen. Sofort war klar: weitermachen!!!! Ok. 5 Minuten Pause, nach 3 Minuten standen 4 weitere Kollegen in der Klasse, ob sie denn auch zuschauen dürften, ihre Klasse würde so quengeln. Am Ende standen 6 Klassen, die gesamte Schulleitung und ich ausgestattet mit Mikro in unserem Naturlehreraum. Ich habe über Rehe und Wildtiere erzählt, wo das Fleisch herkommen und so weiter und so fort. Meine Bücher, die ich zum Thema Jagd und jagen mitgenommen hatte, waren sofort ausgeliehen und ich musste bereits einigen Kollegen versprechen, dass sie einmal mit mir jagen kommen dürfen. Lehrer, das sind die, die normalerweise grün wählen.
Die Schulleitung war so begeistert, dass ich sofort gefragt wurde, wann ich denn endlich mal mit Organen kommen könnte, denn das würden sie auch gern mal sehen. Die Schulleitung!!! Das sind die, die mir sonst die Zündung einstellen, wenn ich wieder mal "thinking out of the box" zeige.

Die Aktion war mehr als gewagt, ich habe viel Risiko auf mich genommen. Aber am Ende war das eine geniale Sache.

Man muss also nicht 10 Jagdjahre auf dem Buckel haben, um die Klappe aufreissen zu können und Werbung zu machen. Solange man selbst für die Sache brennt, kann man im richtigen Beruf sehr viel tolle Werbung machen, auch wenn man den Schein noch gar nicht so lang hat (was bei mir auch nur der halben Wahrheit entspricht, denn ich habe, ausgestellt von der UJB Bielefeld, seit 1988 einen Kinderjagdschein, vermutlich den ersten, der in der BRD ausgestellt wurde).


Samstag, 6. Februar 2016

Fehler

Kann, soll, darf man über Fehler schreiben? Jagdliche Fehler? Ist es ein Tabu, wenn man öffentlich zugibt, dass etwas schiefgelaufen ist? Ich hab lange nachgedacht, ob ich diesen Post schreiben soll. Schlussendlich: ja. Ehrlich währt am Längsten, ich stehe dazu und ich erzähle meinen bisher schlimmsten Fehler. 
Je länger, je begeisterter bin ich von der Jagd. Ich stehe sogar früh auf dafür (sehr früh... Ich bin der geborene Morgenmuffel), ich liebe die Stille, die Ruhe und das Gefühl, dass die Welt ab und an still steht. Nach einem absolut irren Jagdwochenende mit kleinen Drückjagden, meinen ersten Solotrieben mit und ohne Hunde und dem Wissen, dass es Montags auf Klassenfahrt gehen würde, setzte ich mich raus. Obwohl das Reh noch frei war, entschied ich mich gegen einen Abschuss. Es war herrlich, ich war zu warm angezogen und hab mich zwischendurch leise aus der Jacke geschält, um sie dann doch wieder anzuziehen. (Ich erwähne das bewusst!) 
Ganz alleine genoss ich den Sonnenuntergang, trank meinen Pfefferminztee mit Zitrone in Minischlucken und war eigentlich ganz froh, dass alles so war, wie es war. 
Aus dem Nichts standen auf einmal Sauen vor meiner Nase, gut, da konnte ich nicht stillhalten. Waffe leise hoch, anvisiert, Leuchtpunkt passte perfekt, Waffe gespannt, weiter gewartet, die Sau stand breit, ausgeatmet, Schuss fiel. 
Die Sau klagte laut, durchdringend, eigentlich war mir da schon klar, dass irgendetwas furchtbar schiefgegangen war. So klagt keine Sau nach einem guten Schuss. Sitzen bleiben, hören. Kein Rumpeln, kein Schlegeln, nur lautes Klagen. Mit der Hoffnung der Verzweifelten, auf einmal war allein sein doch nicht mehr so klasse, blieb ich sitzen. Informierte meinen Revierpächter und meinen Partner. Beide hiessen mich ruhig zu bleiben, den Anschuss zu suchen, nachdem ich 20min gewartet hätte. Völlig zittrig verliess ich den Sitz und holte Freya. 
Kein Anschuss zu finden, unterdessen suchten wir zu zweit mit Hund, der uns auch auf die Schweissspur bringen konnte. Immer tiefer ging es in den Wald, Schweiss direkt neben dem Schalenabdruck. Das war mein Alptraum. Ich entschied abzubrechen und unseren Nachsuchenführer anzurufen, wie gelernt machte ich mir gar nicht erst die Mühe mit Brüchen zu markieren, sondern benutzte gelbes Markierband aus Papier. Diese Nummer wäre auch am nächsten 
Tag weit weg von unseren Möglichkeiten
. Ich war ziemlich fertig mit der Welt, ich glaube ich habe ca. 1.5 Liter Tränen vergossen, vor Wut auf mich selbst, vor Trauer, weil genau das eingetreten war, was ich nie wollte. Ein Tier litt Schmerzen, quälte sich, wegen mir... Ich spielte und spiele die Situation immer wieder durch. Was war schiefgelaufen? Ich schwanke zwischen "falsch eingesetzt, weil Falte im Pulli" und "Zielfernrohr nicht gut aufgesetzt". Zweiteres ist unwahrscheinlicher als ersteres. 

Mit dem miesen Gefühl das Tier und unseren Nachsuchenführer allein zu lassen, musste ich nach einer durchwachten und durchheulten Nacht zur Klassenfahrt aufbrechen. Was hatte ich getan? Wie kann man einfach so zur Jagd gehen, wenn man am nächsten Tag seinen Mist nicht selbst beseitigen/richtig machen kann? Es ging nicht. Alea iacta sunt. Dann steht man da und hofft und betet, dass alles gut geht, niemand verletzt wird und das Tier nicht lang leiden muss. 
Es wurden 2.5 km Riemenarbeit mit wohl kurzer Hetze am Ende, ich hatte das Tier schwer an der Keule verletzt. Ein Terrier und die erfahrene Weimaranerhündin bügelten meinen Fehler aus. Zum Glück gibt es Menschen, die diese Arbeit tun möchten. Einmal mehr ein Grund mehr mit meinen Hunden zu arbeiten. Ich hatte unterdessen -nach einem Verkehrsunfall, wo ich mit meinen Hunden auch überfordert war (Reh, konnte schlussendlich nicht gefunden werden)- wieder die Möglichkeit, mir die Arbeit dieses Teams anzusehen, die Seelenruhe der Hündin, abgeklärt, die ruhige Teamarbeit, ohne Worte, ohne Hektik. 

Niemals war ich dankbarer dafür, dass ich diese Nummer in meinem Telefon habe und unsere Nachsuchenführer darauf bestehen, zu jeder Tages- und Nachtzeit anzurufen, wenn Not am Mann ist. 
Trotzdem möchte ich das auf keinen Fall wiederholen müssen, die Unsicherheit, Trauer, Wut, Enttäuschung. Wie geht es weiter? Ein Kontrollschuss reicht mir nicht. Ich gehe sowieso regelmässig auf den Schiessstand, hab mich nun aber zusätzlich im Schiesskino angemeldet. Ich brauche wieder die Sicherheit, dass ich mit meiner Waffe gut schiessen kann - in jeder Situation. Vorher werde ich nicht zur Jagd gehen. Meine Vermutung geht zwar eher zum falschen Einsetzen, aber ich möchte Gewissheit haben. 

Trotzdem freue ich mich schon jetzt wieder darauf auf den Ansitz zu gehen, wenn alles passt. Ohne meine ruhigen Stunden? Nein, ich möchte es nicht mehr missen. 


Freitag, 8. Januar 2016

Try, fail, repeat.

Na, es wurde ja heiss diskutiert, was da vor Weihnachten im Blog stand. Ich musste wirklich viel Kritik über mich ergehen lassen (oftmals sicher auch völlig berechtigt, leider viel öfter in einem Tonfall, den ich nicht einmal meiner Kloschüssel gegenüber anschlagen würde).
Aber das macht es ja gerade aus, ich bin Jungjägerin und sicherlich frech, aufmüpfig und ich will Dinge wissen, ich will mir Fragen stellen dürfen. Und das tue ich, respektive, hab ich getan.
Spannend war nicht nur, was da öffentlich und böse diskutiert wurde, sondern auch das, was hintenrum passierte: Nämlich supernette Mails, die mich freundlich (oftmals bestimmt) auf dies oder das hinwiesen.
Fragen kann man sich im Netz ja stellen, ich betone nochmal, vieles was da steht, war hypothetisch in den Raum geworfen, zum Teil nicht fertig gedacht (shit happens, das ist ein Blog, keine wissenschaftliche Arbeit, sondern ein hingeworfener Eindruck), manchmal im Ansatz falsch und manchmal gar nicht so schlecht. Welche Teile wo, das überlasse ich dem geneigten Leser.

Aber die Fragen, die ich mir gestellt habe, denen wollte ich auf den Grund gehen, mehr erfahren, mehr wissen.
Aus purem Zufall konnte ich auf einer der Drückjagden, zu denen ich dieses Jahr gedackelt bin, ein bekanntes Schweisshundeteam begleiten. Eine Nachsuche mit Hannoverschem Schweisshund, diesem (vermeintlich) so unglaublich lahmen Gaul, eine Anschusskontrolle mit einer steirischen Bracke versprachen auf jeden Fall die Möglichkeit vieles zu erfahren. Diese HS sind verflixt schnell, das hab ich dann recht schnell gemerkt. Ich kam also in unsrem leicht hügeligen Gelände mit Mühe hinterher und ganz ehrlich: Ja, da hab ich sicher manchen Denkfehler gemacht. Das ist schon echt grosses Kino, was diese Hunde da leisten und ich sehe auch absolut ein, dass ein Vorsteher nicht für alles gemacht ist.

Aber first things first. Zuerst die Anschusskontrolle mit der steirischen Bracke, die Arbeit von der Hundeführerin war spannend, wie präzise sie ihre Fragen stellte und sich so "en passant" ein Bild von der Situation machen konnte. Zuerst suchten wir nach dem Kugelriss, den wir beim besten Willen nicht finden konnten, kurz darauf kam der Hund dazu. Ein sehr erfahrener Rüde, unglaublich, wie präzis und genau er den Boden absuchte, um dann lapidar auf den Boden zu pinkeln. Sein Zeichen für: Hier ist nichts. Nach diesem Mitteilungspiesi habe ich selten einen so deprimierten Hund gesehen. Als wir zum Anschuss hinliefen, natürlich alles aufgesattelt, war der Hund total freudig, fast schon etwas aufgedreht, obwohl diese Bracken ja normalerweise echt bedachte Vertreter ihrer Art sind (dachte ich.. dazu später). Beim Zurückgehen war der ganz Hund wirklich deprimiert. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ein 13-jähriger Hund noch so gut beieinander sein könnte und noch mit solchem Elan arbeiten möchte. Einfach absolut und völlig irre. Ich hätte ihn gern bei der Arbeit weiter beobachtet, aber eine Anschusskontrolle ohne verwundetes Stück ist andererseits auch eine Beruhigung.

Nach diesem kurzen Eindruck gings zum nächsten Anschuss, es wurde vermutet, dass das Stück von einem Schützen beschossen und bei einem zweitem Schützen schliesslich erlegt werden konnte, ich fand es unglaublich, dass es -obwohl nur geringe Zweifel waren, dass sich die Geschichte tatsächlich so zugetragen hatte- nochmals nachgesucht wurde. So möchte ich das auch machen können und dürfen (falls und wenn und überhaupt). Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig.
Hier das gleiche Spiel, dieses Mal mit dem Hundeführer. Der erste Schütze war nicht zugegen, so konnte uns nur der Ansteller Auskunft geben. Spannend, wie viel schwieriger es dann wird, einen Anschuss zu finden, wenn man den Schützen nicht selbst befragen kann und nichts markiert ist. Die Schweisshündin, so durfte ich unter meinen 480`000 Fragen erfahren, war wesentlich jünger als der Rüde und eine wilde Nudel. Das war offensichtlich, sie ist auch noch nicht so erfahren, wurde mir erzählt. Wieviel Nachsuchen das konkret bedeutet, konnte ich nicht erfahren, aber ich vermute weit mehr, als ich mir vorstellen kann.
Man merkte es auch der Dame richtig an, wie sie unbedingt suchen wollte. Das fand ich sehr beeindruckend, als es dann tatsächlich losging und der Hundeführer sicher war, auf der richtigen Fährte zu sein, konnte ich ein Spektakel erleben und da muss ich sagen, das hätte ich schlicht nicht erwartet. Mit traumwandlerischer Sicherheit lief die Hündin, die Nase tiefstens am Boden, wie auf Schienen dieser Fährte hinterher. Wir konnten einige Verweisstücke und Schweisstropfen ausmachen, die sie mit einer Vehemenz verwies, die mich wirklich staunen liess. Sie drückte die Nase tief auf den Boden, wenn sie einen Arm frei gehabt hätte, dann hätte sie noch darauf gezeigt. Unglaublich. Unglaublicher, dass der Hundeführer auch den Mikroschweisstropfen noch sehen konnte, und auch jedes weitere Verweisstückchen sofort erklären und benennen konnte.

Ich konnte unglaublich viel lernen, es war irrsinnig spannend. Und ja, Spezialisten sind Spezialisten, vieles kann sicher ein sehr gut ausgebildeter Vorstehhund auch leisten, aber eben nicht alles. Ich habe in meinem vorherigen Beitrag die Grenzen der Hunde zu wenig betrachtet. Es war wirklich eindrucksvoll Denkfehler mit dem Hammer beseitigt zu bekommen, ich bin unglaublich dankbar, dass ich meine vielen, vielen Fragen stellen konnte und immer eine geduldige, informative Antwort bekommen habe. Was auf gar keinen Fall heissen soll, dass mir im Nachgang des Gesprächs nicht noch 480`000 weitere Fragen eingefallen wären, das Thema interessiert mich brennend.
Try, fail, repeat. So sollte man lernen dürfen.


Freitag, 6. November 2015

Genug der Selbstbeweihräucherung?!

Bekannterweise möchte ich mit diesen/den nächsten/wenn es passt (aber der Plan wäre schon sehr bald) Hunden Nachsuchenführerin werden. Ich arbeite derzeit hart, aber sehr positiv und mit einem Hoffnungsschimmer, an der Vorbereitung für Freyas Prüfungen. Dabei bin ich an einen Rüdemann geraten, der mich fasziniert. Unglaublicher Typ, er schafft es, dass man sich innerhalb von wenigen Sekunden gut fühlt und das Hundetraining so locker und so unglaublich leicht fällt, er korrigiert an der richtigen Stelle, lobt und straft und ach, ich bin dort sehr glücklich.

Er hat in der letzten Stunde einige sehr wichtige Dinge zum Thema Nachsuche gesagt, die mich sehr beschäftigten. Als eine junge und neue Generation der Jäger müssen wir/ich den Tatsachen ins Auge sehen, haben sich die Jäger einfach jahrelang zu sehr selbstbeweihräuchert? Gerade was das Thema Nachsuchen anbelangt? Wie gesagt, ich bin Jungjägerin, ich bin (noch) keine Nachsuchenführerin, ich habe ein paar Nachsuchen begleitet, ich finde das Thema einfach unglaublich spannend.
Trotzdem wurden da gestern Abend einige Themen angesprochen, die ich gern weiterspinnen möchte.
Schauen wir mal auf die typischen Facebook Hundegruppen, dann liest man ab und an: Kranke Sau nach 4 Kilometer Hatz gestellt, Bild vom bayrischen Gebirgsschweisshund und der toten Sau. Darunter 485 mal "Waidmannsheil!" "Tolle Leistung!" "Suchenheil" und so weiter und so fort. Aber müssen wir das wirklich beglückwünschen? Wir möchten doch, dass die Tiere so schnell, fachgerecht und schonend  wie möglich gefunden, gebunden und abgetan werden. Vier Kilometer Hatz? Auf ein krankes Tier, ist das denn noch gerechtfertigt? Vier brutale Kilometer, warum muss das so lang gehen? Das Fleisch (für das wir ja nun oft genug jagen) kann man hinterher wegwerfen. Die böse Frage, war der Hund zu langsam? Wenn ich mir ansehe, wie schnell meine Drahthaardame starten kann, dagegen ist ein BGS eine langsame Schnecke. Das schlimmste, was wohl passieren kann, ist ein Treffer im Gebrech der Sau, denn sie bleibt voll mobil und auch der Blutverlust wird sich in Grenzen halten, sie bleibt sehr schnell. Aber ein gut trainierter Hund sollte auch für so etwas keine vier Kilometer brauchen, bis er die Sau gestellt hat. Ausserdem: ein Hund zur Nachsuche auf Sauen? Geht das wirklich? Wäre es für beide Tiere nicht tierschutzgerechter, wenn ein zweiter, ebenfalls scharfer Hund die Sau mit binden würde? Ich habe selbst erlebt, wie sehr man sich verschätzen kann, wenn man nachts eine Sau beschiesst. Ich war 100% sicher, dass es ein Überläufer war, am Ende war es ein nicht mehr gestreifter Frischling. Geht man nun mit einer falschen Vorstellung an diese Nachsuche heran, weil der Jäger es falsch eingeschätzt hat, dann steht man auf einmal vor 100kg Schwein, das ein Überläufer sein sollte. Und dann? Lassen wir unsere Hunde ins Verderben laufen?
Eine schnelle Hatz, ein schneller Tod, das sollte das Ziel einer Nachsuche sein. Sicherlich ist das in der Praxis nicht immer umsetzbar, aber warum setzt man vermehrt langsame Hunde ein, um schwere Nachsuchen zu machen? Warum werden die Spezialisten, wie Hannoverscher Schweisshund und BGS in den Himmel gelobt, obwohl sie auf schnelle Tiere, wie Sau und Reh eigentlich zu langsam sind? Gerade die Vernöchlässigung einer Rehnachsuche finde ich nicht gut, wer tritt denn seine Fährten mit Rehschalen? Ich versuche das immer öfter einzubauen, weil mir auffällt, dass meine Hündin mit diesen am meisten Mühe bekundet, es aber gleichzeitig das Wild ist, das wir am häufigsten antreffen und erlegen können. Schweisshunde werden oft genug auf Rotwildschweiss geprüft, aber entspricht das tatsächlich den Tatsachen, die dann auch im Revier herrschen?

Denken wir das ganze mal weiter, ich weiss nicht, wie oft es vorkommt, deshalb rede ich bei allem hier hypothethisch, der Hund hat alle Prüfungen bestanden, VSchwP, etc, erste schwierige Nachsuche mit Hatz und dem Stellen des Tieres. Packt der Hund? Sollten oder müssen Nachsuchenhunde nicht vorgängig auch ihre Härte beweisen und den Willen das Tier niederzuziehen und zu packen? Sicherlich steht das im groben Gegensatz zu dem, was wir heute in unseren weichgespülten Medien lesen und was die Politiker auf Stimmenfang verbieten wollen, denn schon das Apportieren der lebenden Ente wurde ja verboten. Dabei wäre das so wichtig, denn eine lebendige Ente verhält sich ganz anders im Fang, als eine tote. Der Hund muss den Schneid beweisen, dass er sie aufnimmt, obwohl sie quakt und flattert und sie sicher und sauber apportiert. Wir arbeiten mit böse gesagt mit dem Rohmaterial für Lebensmittel. Auch auf der Nachsuche, nach der langen Hatz ist das Fleisch sogar für Hundefutter unbrauchbar.
Sollten wir als Hundehalter und Hundeführer nicht mehr differenzieren, was wir brauchen anstatt dem Trend blindlings zu folgen? Als ich anfangs dachte, dass mein Deutsch-Drahthaar in unserem Gebiet völlig unbrauchbar wäre, habe ich viele Dinge nicht beachtet und bin heute froh darum, dass ich einen Vollgebrauchshund habe. Denn sie kann fast alles, ausser einschliefen. In unserem etwas hügeligen Gelände ist sie immer noch sehr gut unterwegs, dafür wäre sie im Gebirge gänzlich überfordert. Dort sind kleinere, leichte, wendigere Hunde viel besser aufgehoben. Wie die Schweisshunde, oder nicht? Es braucht viel Mut ein Tier, das schwer verletzt ist, zu packen und es so lang zu halten, bis der Hundeführer dazustösst und es abfängt.

Je länger ich mich mit dem Thema Jagdhunde auseinandersetze, desto öfter fallen mir Ungereimtheiten auf, warum zB gibt es Hundeführer, die ihren Hund mit dem geladenen Teletakt vorstehen lasen (der ohnehin in Deutschland verboten ist)? Wie kommt es, dass ein Setter eine geschossene Gans liegen lässt und trotzdem eine VGP Prüfung bestanden hat? Wie gesagt, ich bin noch keine Prüfung gelaufen, ich stehe in den Kinderschuhen, aber ich habe gerade die grosse Möglichkeit bei jemanden zu lernen, der seine Hunde so unglaublich ruhig und liebevoll, streng und konsequent erzieht, dass ich mir wünsche, es eines Tages vielleicht genau so zu können. Das ist ein fernes Ziel, ich bin noch lang nicht dort. Wenn der Hund gut eingearbeitet ist, dann muss er auf seinem Gebiet zuverlässig sein, sicher eine Prüfung ist ein Anhaltspunkt, aber gerade Nachsuchen... Müsste es dort nicht strenger reguliert werden? Jeder Hinz und Kunz führt ja heute seinen Fiffi "auf Schweiss", so im heimischen Revier, halt mal auf ne Nachsuche. Das macht mega viel Spass, ich mache das auch. Ich finde das völlig irre! Die Nasenleistung des Hundes gibt das sowieso allemal her und mit etwas Übung und Vorbereitung noch viel mehr sogar, aber ist bei der Nachsuche, wie auch im Apport nicht das Ende die ausschlaggebende Sache? Sauberer Apport, durchgearbeitet, heisst eben nicht, dass mir Bello am Ende die Ente vor die Füsse rotzt. Genauso muss der Hunde am Ende der Suche den Willen haben loszusprinten und das Tier zu packen und wenigstens zu halten oder abzutun. Dabei muss es egal sein, ob es ein Fuchs, eine Ente oder ein Fasan ist. Alles wird anständig apportiert, alles wird anständig gehalten.

Sollten wir nicht den Tatsachen ins Auge sehen und uns damit auseinandersetzen, dass wir uns manchmal selbst belügen? Sind manche Dinge, die wir auf Facebook lesen gar nicht so heroisch, wie wir meinen, sondern sind es einfach Selbstbeweihräucherungen, die schlussendlich gar nicht so gut waren? Müssten wir uns nicht alle etwas mehr an der Nase nehmen und uns gut überlegen, für was und für was wir unseren Hund eben nicht einsetzen?
Fragen über Fragen.... Ich hoffe, dass ich im Laufe eines langen Jägerlebens die ein oder andere beantworten kann.



Mittwoch, 23. September 2015

Jägerinnen und ihre Hunde

Ich bin innerlich immer noch im Soonwald, da gibt es natürlich eine Geschichte, die ich schon angetönt habe, die aber noch ausformuliert werden möchte. Jägerinnen und ihre Hunde. Nicht nur, dass die Mädels alle so richtig jagdlich angefressen waren, jedes Mädel blühte auf, hatte ich das Gefühl. Es waren wirklich anstrengende Tage, aber die meisten Bilder sehen superentspannt und happy aus. Nein, diese Mädels führen fast alle auch noch Hunde. Und wenn ich sage "führen" dann meine ich das so. Ich habe noch nie in so kurzer Zeit so viele Menschen kennengelernt, die so viel von Hunden verstehen und so eng mit ihnen zusammen arbeiten. Unglaublich!
Obwohl Hunde fast schon ein bisschen fehl am Platz waren, weil wir vorwiegend ansitzen waren und ansonsten im Schiesskino, hatten viele Mädels einen Hund dabei. Was sich aber nach und nach herausstellte, die haben alle mindestens noch einen daheim (oder auch fünf oder sechs).

Jeder Hund war jagdlich geführt und jedes Mädel hatte einen sehr guten Grund, warum genau diese Rasse sie begleitete. Die schlaue Jägerin mit der Bracke (und daheim Wachteln), weil sie eben viel Drückjagden und Stöberarbeit mit ihren macht. Weimaraner waren auch stark vertreten, sogar eine Züchterin, die ich ausquetschte, wie eine Zitrone, weil ich gemerkt hab, wie wenig Ahnung ich bei den Jagdhunden habe. Unglaublich, jeder Hund dort hatte wenigstens eine oder mehr Prüfungen durchlaufen (ausser mein Hohlbrötchen und der 19 Wochen alte Drahthaar), ich hörte all den Geschichten von Jagden, Nachsuchen und Ausbildung mit offenem Mund zu und hätte neben meinen 50`000 Fragen, die ich schon gestellt hab, noch doppelt und dreifach so viele fragen können.
Es war wirklich unheimlich spannend. Wie viel Zeit, Arbeit, Herzblut und Wissen in dieser Ausbildung steckt, konnte ich bereits im Ansatz erahnen, aber auf gar keinen Fall die geschickten und modernen Ausbildungsmethoden. Frauen jagen nicht nur anders, Frauen bilden auch ihre Hunde anders aus, die Hunde sind Begleiter und werden nicht bloss zu jagdlichen Arbeitshilfen degradiert, wie das von den Gegnern gern gesehen wird, sie sind wichtige Bestandteile im Leben und darüber definieren sich die Mädels auch ein kleines bisschen. Es ist nicht die Art Vergleich "Zeig mir deinen Hund und ich sag dir, wer du bist.", sondern viel mehr: Guck dir meinen Hund an und du weisst, wie ich jage und wie mein Revier aussieht. Jeder Ansatz war spannend und ich kann es kaum erwarten, denn am 11. Oktober treffe ich den allersüssesten Drahthaarrüden wieder und darf dort in der Hundeschule ein Training geniessen. Völlig irre. Wer hätte das gedacht?! Vor dem Wochenende war ich nämlich wirklich an einem Punkt, wo ich dachte, dass ich Freya vielleicht in den Griff, aber jagdlich sicher nicht sehr weit bringen werde. Die viele Gespräche haben mir richtig viel Hoffnung gemacht. Die ein oder andere hatte bereits einen ähnlichen Fall und konnte mir Mut machen. Natürlich ist es wahnsinnig viel Arbeit und ich brauche Geduld und Durchhaltevermögen, aber ich hab im Soonwald echte Vorbilder kennengelernt. So will ich auch jagen können, mit Hund und Waffe.
Nicht nur, dass man morgens ganz locker beim Frühstück sitzen kann und nicht gleich einen Herzinfarkt kriegen muss, weil eine Katze vorbeiläuft und der Hund anschlägt, nein, es ist so lustig zu hören, dass diese supersauber ausgebildeten Hunde manchmal auch ein Eigenleben entwickeln und zum Beispiel mit dem Napf im Maul vor Frauen stehen, das dann eben so perfekt dressiert ist, dass auch sofort Futter in die Schüssel wandert. Dort liegt eben der Unterschied zu den Herren, Frauen sind einfach mit Herz und Herzblut dabei. Viele Hunde schlafen auf oder wenigstens nahe neben dem Bett, ich glaube, es gab niemanden, der seinen Hund ausschliesslich im Zwinger gehalten hat.

Jagd ohne Hund ist Schund, selbst wenn man "nur" ansitzen geht, ein Hund gehört zur Grundausstattung dazu. Ohne Freya und ohne diese wunderbare Bracke hätte ich meine zwei Kitze niemals gefunden. Die Flucht war bei beiden so gering, aber sie liefen in die denkbar blödeste Ecke, wo der Schilf hüfthoch stand und man keine Chance hatte den Kitzen einfach so zu folgen. Die Anschüsse habe ich jeweils schnell gefunden gehabt, aber von den Tieren keine Spur.
Freya konnte ein Kitz ohne Mühe finden, war dann, weil es ihr erstes Stück mit mir war, aber so fixiert auf diesen Punkt, dass sie das zweite nicht finden konnte - und ich es ihr auch zugegeben nicht zugetraut habe. Aber die schlaue Jägerin mit der Bracke rettete mich, obwohl (ich atmete ein wenig auf) auch Anca Mühe hatte das zweite Kitz auf Anhieb zu finden. Eigentlich ist es nicht erstaunlich, denn Kitze riechen sehr ähnlich und auch nicht sehr stark.

Sonntag, 20. September 2015

Wahre Werte

Was macht die Jagd eigentlich aus? Wozu steht man nach wenigen Stunden Schlaf aus, rennt einen Tag schweisstreibend durch die Gegend und bildet seine Hunde in Fächern aus, die anstrengend und zeitraubend sind? Jagd ist nicht Spass im eigentlichen Sinn und daher vielen Nichtjägern nur schwer begreiflich zu machen, oft wird der Nahrungserwerb als Grund genommen, warum man jagen geht. Es gibt viele weitere, aber darauf möchte ich gar nicht zu stark eingehen. Um eine solche freiwillige Arbeit aufzunehmen, denn Jagd als Hobby zu diffamieren ist nicht korrekt, es ist eine ehrenamtliche Arbeit, für die man sehr viel Geld bezahlt, muss man schon sehr passioniert sein.
Je länger ich nun den Jagdschein habe, umso mehr probiere ich aus. Anfangs war ich nur in unserem Revier jagen, ich liebe das Revier, in dem ich einen Begehungsschein habe. Es ist weder besonders gross, noch hat es einen besonderen Wildbesatz, aber es ist einfach schön. Mit seinem Wasserfall, den vielen Vögeln, wunderbar. Aber nicht nur unser Revier, auch unser Team ist grandios, meistens, ab und an gibts halt mal eine Auseinandersetzung - gehört dazu. 
Nun mache ich meine ersten Schritte vor die heimatliche Tür und merke, es gibt so viel zu entdecken. Ich gehe gern auch einmal woanders jagen, die Frauenjagd war im Soonwald, ein weitläufiges Rotwildrevier, das nach deutscher Tradition mehrheitlich in Ansitzjagd bejagt wird. 
Nun hatte ich dieses Wochenende das grosse Glück in der Schweiz ein Revier besuchen zu dürfen. Das Jagdsystem ist ganz anders, sogar das Ausbildungssystem, vermutlich viel traditioneller, als in Deutschland. Als Jungjäger wird man von einem Lehrrevier ausgebildet, das dauert mindestens 2 Jahre, danach gibt es auch eine Prüfung. Auch das System in ein Revier aufgenommen zu werden ist anders, sehr viel politischer und mit einigen Ränkespielen verbunden. 

Was an beiden Wochenenden aber ganz genau gleich war: Jäger sind unglaubliche Menschen. Letztes Wochenende fuhr mich eine Jägerin einfach so quer durch die halbe Republik zu einem Krankenhaus, weil ich mir etwas blöd die Hornhaut gerissen habe. Wir kannten uns nur wenige Stunden, aber für sie war es glasklar und ich war über die Massen dankbar und bin es immer noch. 
Ich konnte im Soonwald zwei Bockkitze erlegen, das eine konnte ich mit Freya leicht finden, beim zweiten bekundete sie sehr grosse Mühe, der herbeigeeilten, schlauen Jägerin mit ihrer alpenländischen Dachsbracke musste ich nicht viel erklären, sie fand das Rehkitz. Es war sauber geschossen, lief aber noch wenige Meter in ein hohes Schilffeld, wo es unauffindbar war für mich. 
Dieses Wochenende durfe ich, wie gesagt, in der Schweiz jagen. Ein Traum, Entenjagd und ich durte auch noch Freya mitbringen, wobei ich von Anfang an betonte, dass sie noch kein ausgebildeter Hund wäre. Aber nicht nur, dass ich mit meinem Hund Enten jagen durfte, nein, ich wurde in eine wunderbar quirlige Familie aufgenommen, wo ich mich von Anfang so fühlte, als würde ich dazugehören. Es war so unglaublich herzlich, lustig, spannend, .... und noch so viel mehr. Einfach toll, ich konnte bei beiden Jagden meinen Erfahrungshorizont unglaublich erweitern. Vor beiden Jagden habe ich deutlich betont, dass ich Jungjägerin bin, im heimatlichen Revier wissen alle, dass ich die unerfahrenste Jägerin bin und trotzdem bekomme ich die Chance einfach mitzumachen. Ein Dorn im Auge einiger alter Jäger, aber unter den jüngeren Jägern mittlerweile gang und gäbe. Ich wurde zweimal unglaublich freundlich willkommen geheissen, trotz meines etwas Hundchens, der nicht ganz einfach ist und noch viel Ausbildung braucht. Es sind diese Menschen, mit denen ich "meine" Jagdwerte teile, es war gar keine Frage, dass wir das Kitz so lang suchen, bis wir es gefunden haben, wir konnten eine Ente nicht auf Anhieb finden, anstatt an einen anderen Ort zu fahren, wie es manch anderer gemacht hätte, haben wir alles daran gegeben diese Ente zu finden. 
Ich selbst würde mich als traditionelle Jägerin sehen, aber ich schätze die modernen Aspekte, die nun in die Jägerschaft hineingetragen werden. Es ist nicht mehr so steif, es wird mit Herz gejagt, Abschuss gehört zur Jagd dazu, sonst gibt es eben nichts zu essen, aber man lässt lieber den Finger gerade, wenn man nicht sicher ist. Die vermeintliche Geltgeiss, die wir auf der Pirsch sehen konnten, führte schlussendlich drei Kitze, die aber erst sichtbar wurden, nachdem die Geiss fortlief.

Jäger werden gern als schmerbäuchige, betrunkene Menschen dargestellt. Die meisten sind nicht mehr dick, aber Jäger sind Genussmenschen, es ist ein Genuss ein selbstgeschossenes Tier zu essen, weil man weiss, wie und wo es gelebt hat und wie es zu Tode gekommen ist. Meistens kann man sich auch die Frage nach dem warum beantworten.

So zeigen sich mir die wahren Werte der Jagd, ich habe die Menschen, denen ich während der letzten zwei Wochenenden begegnen durfte, nur via Facebook kennengelernt und bin einfach so in die Fremde gefahren und habe dort tolle Menschen kennengelernt, Erfahrungen machen dürfen, die ich nicht missen möchte. Würden wir untereinander alle so miteinander umgehen, dann hätten wir ein unglaubliches Potential.

Montag, 14. September 2015

Packliste für eine Jägerinnen Jagd

Wie der erste Beitrag bereits vermuten lässt, ich war gelinde gesagt, unvorbereitet auf das, was mich erwartete. Nicht nur ich, auch mein Köfferchen. Zum Glück gibt es auch hier unter den Frauen diese Engel, die dir in jeder Lebenslage aushelfen können und ihren Erfahrungsschatz auch gern teilen. 

Auf jeden Fall sollte man, wenn man in ein fremdes Revier fährt für jede Witterung Klamotten dabei haben. Verlasse dich niemals auf den Wetterbericht, sondern pack grosszügig ein. Grosser Fehler meinerseits. Nach diesem ersten Abend fuhren wir ja sofort zum Ansitz - die Mädels waren so drisselig wie bei der Ankunft der Chippendales. Unglaublich! Schnöder Ansitz? Nix da. Jede Jagd ist Passion. Deshalb sollte man auch möglichst diese Klamotten sofort griffbereit haben und sich auf gar keinen Fall schämen eine dicke Hose anzuziehen. Überhaupt ist zwar funktionelle Kleidung wirklich ein absolutes Muss, aber Dinge wie Rasierer und Schminke kann man getrost zu Hause lassen. Die paar wenigen Stunden Schlaf verbringt man nicht im Bad, obwohl ich einigen der Mädels durchaus zutrauen, dass sie sich ohne Spiegel perfekt schminken können, damit sie nach dem Morgenansitz direkt zum Job fahren können. Die sind so! Ich hätte das nie für möglich gehalten. Vielleicht muss ich sagen: Ich bin auch so. Ich werde so. 
Dinge wie: ein nicht jagdtaugliches Hemd, Jeans, Turnschuhe, schöne Schuhe, eigentlich alles, was der nicht-jagdliche Kleiderschrank (ich habe zwei, einen jagdlichen und einen unjagdlichen Kleiderschrank) hergibt, das kann getrost daheim bleiben. Meine beiden schönen Hemden hab ich nicht gebraucht, viel zu unpraktisch. Dafür sind ausreichend Jagdhosen wirklich ein grosser Vorteil, dicke Socken, bequeme Schuhe und Kleidung, die sich für Schichten eignet. 
Jägerinnen sind aber nicht nur praktisch, sondern sie sind auch Frauen. Aber sie definieren sich anders, ein modischer Schal mit Hirschi drauf, tolle Jagdhosen, die sowohl schön, wie auch praktisch sind, ein Statementshirt ("Ich schlag dich aus der Decke!" - Was angesichts eines Morgenansitzes mit Aufstehen um 04:50 ernst zu nehmen ist!), hübscher Jagdschmuck, ein tolles Pfeifenband, ein spezieller Waffengurt (pink, Loden oder Rucksack) an der Waffe, ein besonderer Rucksack, irgendetwas individuelles hatte jede Jägerin an oder um sich.
 
Um es vorneweg zu nehmen, ich war völlig schief ausgerüstet und habe fröhlich "Schüttel den Speck" auf dem Ansitz gespielt, sehr unlustig, das vergällt einem die Jagd. Zu meinem grossen Glück war die Betreiberin eines Onlineshops für Damenjagdbekleidung auch dabei (www.waidfrau.de ... mehr als empfehlenswert, denn die Beratung ist perfekt!), als Jägerin weiss sie einfach, was frau braucht und hatte das auch in ihrem Auto - auf unsere Anfrage- dabei. Von da an brauchte ich nicht mehr frieren. Wie genial! 
Diese Sache mit den Schuhen, die ist auch sehr lustig. Jägerinnen besitzen alle, ohne Ausnahme, die perfekten Wanderschuhe. Sie brauchen sie einfach, das beste daran ist, sie sehen darin einfach alle gut aus. Wenn andere Frauen beim Kaffee über Manolo reden, dann reden Jägerinnen vor dem Schiesskino über die perfekten Gummistiefel oder den Besohlungsservice von LOWA, der die geliebten, aber leider durchgelaufenen Schuhe retten kann- ähnlich wie der Puppendoktor früher. 
Komplettiert wird das Outfit durch das Auto, nicht bei allen, aber meine quirlige Zimmernachbarin mit ihrem Jimny war einfach DAS Paradebeispiel. Ich könnte in meinem Autochen nicht einmal ein Kitz bergen, die anderen Mädels packen den Hirsch locker in dein Kofferaum. Aber das Auto ist wie das Outfit, unaufgeregt, praktisch, aber trotzdem individuell und schön. 

Das ausreichend Munition und die Waffe dazugehören versteht sich von selbst, ebenso Fernglas, etc. Und auf jeden Fall eine gute Taschenlampe,  nicht, um die Toilette, sondern um das Reh nachts zu finden. U

Und wie gehts weiter? Jägerinnen und ihre Jagd. :)